Ich erinnere mich noch genau an diesen Tag. Es war einer dieser grauen Nachmittage, an denen man lieber unter der Decke bleibt. Ich saß im Café, in Gedanken verloren, mein Blick wanderte aus dem Fenster. Und dann kam sie.

Sie war nicht laut. Nicht schrill. Keine Person, die bewusst Aufmerksamkeit suchte. Und doch – sie zog alle Blicke auf sich. Warum? Es war ihr Gang. Ihre Haltung. Und ihre Beine. Sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid, dazu kniehohe Stiefel. Und – das war es – eine schwarze Netzstrumpfhose, fein, elegant, verführerisch, aber nicht aufdringlich. Es war kein Outfit für Instagram. Es war ein Outfit für sich selbst.

Sie setzte sich am Tisch nebenan, bestellte einen Tee, schlug ein Buch auf. Und doch war da diese Aura. Ich ertappte mich dabei, wie ich dachte: So will ich mich fühlen. Nicht weil ich so aussehen wollte wie sie. Sondern weil ich diese Ruhe, diese Präsenz spürte.

Als sie später ging, blieben ihre Spuren nicht im Café – sondern in mir. Ich ging noch am selben Abend nach Hause, öffnete meine Schublade mit Strümpfen, holte ein Paar hervor, das ich „für später“ aufgehoben hatte. Und ich zog sie an. Nur für mich. Einfach so.

Dieser Moment war klein – aber er veränderte etwas. Denn von da an begann ich, meine Beine wieder bewusst zu zeigen. Nicht für ein Date. Nicht für Komplimente. Sondern für mich. Für das Gefühl, ich selbst zu sein. Mit jeder Faser. Mit jedem Schritt.